Warum Domainweiterleitungen entscheidend sind – und wie sie oft schiefgehen
Domainweiterleitungen sind ein zentrales Werkzeug für Webseitenbetreiber, um Besucherströme zu lenken, SEO-Werte zu erhalten und technische Umstellungen reibungslos zu gestalten. Ob beim Relaunch einer Website, beim Wechsel der Domain oder beim Zusammenführen mehrerer Projekte – Weiterleitungen sorgen dafür, dass Nutzer und Suchmaschinen die richtigen Inhalte finden. Doch gerade bei der Umsetzung schleichen sich häufig Fehler ein, die nicht nur die Nutzererfahrung beeinträchtigen, sondern auch die Sichtbarkeit in Suchmaschinen gefährden können.
In diesem Artikel zeigen wir die häufigsten Fehler bei Domainweiterleitungen, erklären ihre Auswirkungen und geben konkrete Handlungsempfehlungen, wie du sie vermeidest. Dabei betrachten wir sowohl technische als auch strategische Aspekte – von HTTP-Statuscodes über Weiterleitungsketten bis hin zu SEO-Fallen.
1. Falsche HTTP-Statuscodes verwenden
Ein häufiger Fehler ist die Verwendung des falschen HTTP-Statuscodes bei Weiterleitungen. Der Statuscode signalisiert dem Browser und Suchmaschinen, wie dauerhaft oder temporär eine Weiterleitung ist. Die beiden wichtigsten Codes sind:
- 301 (Moved Permanently): Dauerhafte Weiterleitung. Ideal für Domainumzüge oder das Zusammenführen von Inhalten.
- 302 (Found): Temporäre Weiterleitung. Wird verwendet, wenn Inhalte nur vorübergehend an einem anderen Ort erreichbar sind.
Wird ein 302-Code verwendet, obwohl die Weiterleitung dauerhaft sein soll, kann das dazu führen, dass Suchmaschinen die neue URL nicht indexieren oder den Linkjuice nicht übertragen. Umgekehrt kann ein 301-Code bei temporären Weiterleitungen zu unerwünschten Indexierungen führen. Die Wahl des richtigen Statuscodes ist also nicht nur eine technische, sondern auch eine strategische Entscheidung.
2. Weiterleitungsketten und -schleifen
Ein weiterer häufiger Fehler sind sogenannte Redirect Chains (Weiterleitungsketten) und Redirect Loops (Weiterleitungsschleifen). Bei einer Kette wird eine URL mehrfach weitergeleitet, bevor das Ziel erreicht wird. Das sieht zum Beispiel so aus:
www.beispiel.de → beispiel.de → www.neue-domain.de → neue-domain.de
Jede zusätzliche Weiterleitung verlängert die Ladezeit und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Nutzer abspringt oder die Suchmaschine die Seite nicht korrekt crawlt. Noch problematischer sind Schleifen, bei denen sich zwei oder mehr URLs gegenseitig weiterleiten – der Nutzer landet in einer Endlosschleife, und die Seite wird unzugänglich.
Die Lösung: Weiterleitungen sollten immer direkt und ohne Umwege zum Ziel führen. Tools wie Screaming Frog oder Redirect Path helfen dabei, solche Ketten und Schleifen aufzuspüren und zu beseitigen.
3. HTTP zu HTTPS nicht korrekt weitergeleitet
Mit der zunehmenden Bedeutung von HTTPS für Sicherheit und SEO ist es unerlässlich, alle HTTP-Anfragen automatisch auf die HTTPS-Version umzuleiten. Viele Seitenbetreiber vergessen jedoch, diese Weiterleitung konsequent umzusetzen. Das führt dazu, dass Inhalte unter beiden Protokollen erreichbar sind – ein klassischer Fall von Duplicate Content.
Die korrekte Konfiguration sollte sicherstellen, dass jede Variante (mit/ohne www, http/https) auf eine einzige kanonische URL weiterleitet. Beispiel:
http://www.beispiel.de → https://beispiel.de
Diese Art der Weiterleitung sollte mit einem 301-Code erfolgen, um die SEO-Werte zu übertragen. In Apache-Servern lässt sich das über die .htaccess-Datei regeln, bei NGINX über die server-Blöcke.
4. Fehlende Weiterleitungen bei Domainumzug
Beim Wechsel auf eine neue Domain ist es essenziell, alle alten URLs korrekt auf die neuen Pfade weiterzuleiten. Viele Betreiber leiten lediglich die Startseite weiter, vergessen aber Unterseiten, Blogartikel oder Produktseiten. Das führt zu 404-Fehlern, schlechter Nutzererfahrung und einem massiven Verlust an Sichtbarkeit in Suchmaschinen.
Die Lösung ist eine vollständige 1:1-Weiterleitung aller relevanten URLs. Dabei sollte die alte URL exakt auf die neue URL mit identischem Inhalt zeigen. Ein Mapping-Plan hilft, die Übersicht zu behalten und sicherzustellen, dass keine Seite vergessen wird.
5. Weiterleitungen per JavaScript oder Meta-Refresh
Ein technischer Fehler, der immer noch häufig vorkommt, ist die Verwendung von JavaScript-Weiterleitungen oder Meta-Refresh-Tags. Diese Methoden sind aus SEO-Sicht problematisch, da Suchmaschinen sie schlechter interpretieren können als serverseitige Weiterleitungen.
Ein Meta-Refresh sieht zum Beispiel so aus:
<meta http-equiv="refresh" content="0; URL=https://neue-seite.de">
Suchmaschinen werten solche Weiterleitungen oft nicht als dauerhafte Umzüge, was zu Indexierungsproblemen führen kann. Die bessere Lösung ist eine serverseitige 301-Weiterleitung über die Serverkonfiguration oder ein geeignetes CMS-Plugin.
6. Keine Weiterleitung von www auf non-www (oder umgekehrt)
Ob du deine Seite mit oder ohne www betreibst, ist Geschmackssache – wichtig ist nur, dass du dich für eine Variante entscheidest und alle anderen Varianten darauf weiterleitest. Andernfalls sind beide Versionen erreichbar, was zu Duplicate Content führt und die SEO-Wirkung verwässert.
Beispielhafte Weiterleitung:
www.beispiel.de → beispiel.de
Auch hier sollte ein 301-Code verwendet werden. Die bevorzugte Variante sollte zudem in der Google Search Console hinterlegt werden, um Suchmaschinen die gewünschte Indexierung mitzuteilen.
7. Mobile Weiterleitungen auf falsche Inhalte
Ein oft übersehener Fehler betrifft die Weiterleitung mobiler Nutzer. Manche Seiten leiten mobile Besucher pauschal auf die mobile Startseite weiter, selbst wenn sie ursprünglich eine Unterseite aufrufen wollten. Das führt zu Frustration und erhöht die Absprungrate.
Stattdessen sollte jede Desktop-URL auf die entsprechende mobile URL weiterleiten – idealerweise mit Responsive Design, sodass keine separate mobile Domain nötig ist. Falls doch eine mobile Subdomain (z. B. m.beispiel.de) verwendet wird, muss das Mapping exakt sein.
8. Fehlende Kontrolle nach der Einrichtung
Ein häufiger Fehler ist, dass Weiterleitungen einmal eingerichtet und dann nie wieder überprüft werden. Doch Serverumstellungen, CMS-Updates oder Änderungen an der .htaccess-Datei können Weiterleitungen unbemerkt außer Kraft setzen. Auch externe Links oder eingebettete Inhalte können betroffen sein.
Regelmäßige Audits mit Tools wie Ahrefs, SEMrush oder Screaming Frog helfen, defekte Weiterleitungen, 404-Fehler und andere Probleme frühzeitig zu erkennen. Auch die Google Search Console liefert wertvolle Hinweise auf Crawling-Fehler und nicht erreichbare Seiten.
9. Weiterleitungen auf irrelevante Inhalte
Manche Seitenbetreiber leiten gelöschte Seiten einfach auf die Startseite oder eine allgemeine Kategorie weiter – unabhängig vom ursprünglichen Inhalt. Das mag kurzfristig praktisch erscheinen, führt aber zu schlechter Nutzererfahrung und kann von Suchmaschinen als Soft-404 gewertet werden.
Die bessere Lösung ist, entweder eine thematisch passende Seite als Ziel zu wählen oder einen echten 404-Fehler auszugeben, wenn kein adäquater Ersatz existiert. So bleibt die Integrität der Website erhalten, und Nutzer werden nicht in die Irre geführt.
10. Kein Einsatz von Canonical-Tags trotz Weiterleitungen
Auch wenn Weiterleitungen korrekt eingerichtet sind, kann es sinnvoll sein, zusätzlich Canonical-Tags zu verwenden. Diese geben Suchmaschinen einen klaren Hinweis darauf, welche URL als Originalversion einer Seite gelten soll. Besonders bei komplexen Weiterleitungsszenarien oder bei der parallelen Nutzung von Tracking-Parametern kann das helfen, Duplicate Content zu vermeiden.
Ein Canonical-Tag sieht so aus:
<link rel="canonical" href="https://www.beispiel.de/artikel-123" />
Er sollte im <head>-Bereich jeder Seite eingebunden werden und auf die bevorzugte URL zeigen.
Fazit: Sorgfalt bei Weiterleitungen zahlt sich aus
Domainweiterleitungen sind mehr als nur technische Spielerei – sie sind ein zentrales Element jeder professionellen Webstrategie. Fehler in der Umsetzung können gravierende Folgen haben: von schlechter Nutzererfahrung über Rankingverluste bis hin zu Sicherheitsproblemen. Wer sich die Zeit nimmt, Weiterleitungen sauber zu planen, korrekt umzusetzen und regelmäßig zu überprüfen, legt den Grundstein für eine stabile und erfolgreiche Online-Präsenz.
Ob du eine neue Domain startest, ein Rebranding durchführst oder einfach nur deine SEO-Struktur optimieren willst – achte auf saubere Weiterleitungen. Sie sind das unsichtbare Rückgrat deiner Website-Architektur und entscheiden oft darüber, ob Besucher bleiben oder abspringen.

Domain Experte & Server Admin.
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